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KfW-Monitor und EY-Barometer

Start-ups-Metropole: Hamburg verweist Berlin auf Platz

Um rund 13 Prozent sind die Start-up-Gründungen in Deutschland im letzten Jahr eingebrochen. In Zahlen entspricht dies 91.000 Menschen weniger, die das Wagnis Selbstständigkeit eingegangen sind (insgesamt 672.000). Der soeben erschienene KfW-Gründungsmonitor 2017 macht für dieses Manko vor allem das Beschäftigungshoch am Arbeitsmarkt verantwortlich. Mit Blick auf die Innovations- und Wettbewerbskraft der Gesamtwirtschaft betrachten die Frankfurter diese Entwicklung durchaus mit vorsichtiger Sorge. Erstaunliches Ergebnis der Studie überdies: Hamburg übernimmt die zahlenmäßige Tabellenführung als neue Gründerhauptstadt und verweist Berlin auf Platz zwei.

Dem Minus von 13 Prozent kann allerdings auch eine positive Seite abgewonnen werden: Der Anteil der sogenannten „Notgründer“ – also derjenigen, die aus Verzweiflung über einen fehlenden Job das Zepter selbst in die Hand genommen haben – sackte mit 40.000 Menschen weniger deutlich nach unten. Die neuen Start-ups fielen überwiegend (310.000 Menschen) in die Kategorie der „Chancengründer“, die sich mit ihren Ideen und Konzepten Chancen auf unternehmerischen Erfolg ausrechnen. Rund 17 Prozent (115.000 Personen) sortiert der KfW-Monitor in die Rubrik der „Wachstumsgründer“ ein. Besonderes Kennzeichen: Innovativ, zumeist digitaler Natur und deutlich kapitalintensiv.

Im Vergleich der Bundesländer setzt sich Hamburg erstmals an die Spitze: Im Durchschnitt der Jahre 2014 bis 2016 haben sich in der Hansestadt von 10.000 Erwerbsfähigen 253 Probanden jährlich auf eigene Füße gestellt (plus 7 im Vergleich zu 2013 bis 2015). Berlin kommt auf 238 Gründer (minus 26). Es folgen Hessen mit 182 (stärkster Einbruch mit minus 46), Bremen mit 167 (minus 15) und Bayern mit 158 (minus 3); Nordrhein-Westfalen kommt auf 154 (minus 9) und Sachsen auf 147 (stärkster Anstieg mit plus 9).

Start-ups aus dem Blickwinkel des Risikokapitals
Unter dem Blickwinkel der Finanzierung hat die Beratungsgesellschaft Ernst & Young die Start-up-Szene quasi parallel beleuchtet. Ergebnis: In Ermangelung großer Deals schrumpfte das Gesamtvolumen der Risikokapitalinvestitionen in 2016 um 30 Prozent von 3,2 auf 2,2 Milliarden Euro. Gleichzeitig aber wurden die Mittel breiter gestreut: Bundesweit kamen 455 Gründer in den Genuss der Zuwendungen, 2015 belief sich deren Zahl noch auf 383.

Und unter diesem Aspekt behauptet sich Berlin unangefochten: Bei 220 Finanzierungsrunden wurden für die Hauptstadt-Youngster 1,07 Milliarden Euro ausgehandelt (Vorjahr 2,24 Milliarden Euro). Auf den Plätzen folgen (nach Finanzierungsvolumen): Bayern (527 Millionen Euro) und Nordrhein-Westfalen (141 Millionen Euro).

Peter Lennartz, Partner bei EY, wertet es als ein aussagekräftiges Zeichen für die Stärke und Attraktivität des Start-up-Standorts Deutschland, dass 2016 die Zahl der mittelgroßen Deals deutliche Zuwächse verbuchen konnte. In der Kategorie fünf bis zehn Millionen Euro von 33 auf 55, in der Rubrik zehn bis 50 Millionen Euro gar von 48 auf 461. Insofern sei der Rückgang beim bundesweiten Investitionsvolumen vor allem auf das Fehlen (einmaliger) Großabschlüsse zurückzuführen. Der größte Teil des Geldes wurde übrigens in E-Commerce- und FinTech-Youngster gepumpt. Neben Berlin klassifiziert EY besonders Hamburg, München und Köln als Hotspots in der Topografie der „Start-up-Ökosysteme“. In der Zusammenarbeit mit diesen innovativen Unternehmen liege eine sehr große Chance für die zukünftige Entwicklung der deutschen Wirtschaft insgesamt.